Schutzgebiete bei Bad Arolsen

Im Bereich von Bad Arolsen befinden zwei Naturschutzgebiete, ein EU-Vogelschutzgebiet sowie drei FFH-Gebiete (Fauna-Flora-Habitat-Gebiete).

NSG-Schild

Brutvogel im NSG Twisteseevorstau: Der Flussregenpfeifer

Das derzeit 24,45 ha große Naturschutzgebiet "Twisteseevorstau", das zugleich EU-Vogelschutzgebiet ist, befindet sich nordöstlich von Braunsen bzw. südöstlich von Bad Arolsen im Bereich des MTB 4620 Bad Arolsen. Das NSG umfasst die Uferregionen des Gebiets sowie die angrenzenden Feuchtwiesen. 1976 wurde das Gebiet unter Schutz gestellt und bietet heutzutage u. a. Wasservögeln wie Stock- und Krickenten, Graureihern und zahlreichen weiteren Tieren wie auch Pflanzen eine Heimat. Bereits 1974 wurde durch den Einsatz gezielter Gestaltungs- und Pflegemaßnahmen ein bedeutsames Rast-, Brut- und Nahrungsgebiet für Wasser- und Watvögel geschaffen, das zwei Jahre später unter Schutz gestellt wurde. Zur Gliederung der einst ca. 14 und heute noch etwa 11 ha großen Wasserfläche wurden drei Inseln mit Größen von bis zu 0,5 ha künstlich angelegt. Für Nistmöglickeiten befinden sich auf der größten der drei Inseln Kiesflächen, die den Flußregenpfeifern (Charadrius dubius) als Brutplatz dienen sollen, während die großen Inseln Nistplätze für Enten bereit halten. Insbesondere im Bereich der Twistemündung entwickelte sich schnell eine abwechslungsreiche Verlandungs- und Ufervegetation aus Flutrasengemeinschaften, Rispen- und Uferseggenfluren (vor allem Carex paniculata), Rohrkolben- und Rohrglanzgrasbeständen sowie Weidengebüschen. In den letzten gut 35 Jahren wurden im Gebiet bisher über 190 Vogelarten beobachtet, darunter insbesondere die Charaktervogelarten des Gebietes Haubentaucher (Podiceps cristatus), Krickente (Anas crecca), Stockente (Anas platyrhynchos), Wasserralle (Rallus aquaticus), Bleßhuhn (Fulica atra), Teichhuhn (Gallinula chloropus), Flussregenpfeifer (Charadrius dubius), Graureiher (Ardea cinerea) sowie Kormoran (Phalacrocorax carbo). 1990 wurde eines Ausweitung der Schutzzone um zusätzliche Verlandungsabschnitte und Feuchtwiesen beantragt, während zuletzt durch die jahrzehntelange Verschlammung ein Ausbaggern des Gebietes diskutiert wurde, um die Wasserfläche langfristig zu erhalten. Die Arbeiten wurden im März 2011 abgeschlossen.


NABU-Jacke

NABU-Erfassungen vor Ort

Ein weiteres NSG befindet sich im "Wattertal bei Landau". Das 10,14 ha große Naturschutzgebiet "Wattertal bei Landau" erstreckt sich einen Kilometer nordöstlich von Landau und ist im Westen durch den asphaltierten Verbindungsweg nach Lütersheim und im Osten durch einen Feldweg begrenzt.
Die Watter gehört zum Einzugsgebiet der Diemel; sie entspringt bei Freienhagen und mündet bei Volkmarsen in die Twiste. Gewässergüteklasse II und ein weitgehend intakter Gehölzsäum aus Erlen und Weiden kennzeichnen das Gebiet.
Ein recht ausgedehntes Großseggenried befindet sich auf der rechten Seite der Watter, was sich aus dem recht hohen Grundwasserspiegel begründen lässt. Sumpf-Segge, Sumpf-Schwertlinie, und Sumpf-Labkraut kommen im Gebiet ebenso vor wie der Fieberklee sowie Echter Baldrian und die Sumpf-Dotterblume. Straußfarn-Vorkommen gibt es knapp außerhalb des NSGs, wobei es sich um eine hessenweit sehr seltene Art handelt.
Unter den Vögeln sind in erster Linie Neuntöter, Grauschnäpper, Feldschwirl und Rohrammer zu nennen, ebenso Schwarzstorch, Uhu und Graureiher, die in der näheren Umgebung brüten. Die Waseramsel bestimmt das Bild der Watter, ebenso wie die Gebirgsstelze. Eisvögel sind ebenfalls regelmäßig zu beobachten.
Amphibienarten im Gebiet sind Grasfrosch, Erkröte, Berg- und Teichmolch.
61 Schmetterlingsarten sind bis dato nachgewiesen worden, worunter insbesondere Schachbrett und Weißklee-Gebling sowie der Gelbwürfige Dickkopffalter herausgestellt werden sollen.
Bemerkentswert unter den Spinnen ist das Vorkommen der Wesenspinne, die noch bis in die 1930er Jahre nur im Mittelmeerraum vorkam und auch Zebraspinne genannt wird. Ihre Ausbreitung wird im Übrigen als Zeichen klimatischer Veränderungen angesehen.

Über die Naturschutzgebiete hinaus gibt es im Großraum von Bad Arolsen drei FFH-Gebiete, die wie die EU-Vogelschutzgebiete (s. Twisteseevorstau) zur Natura 2000-Schutzgebietskulisse zählen. Das sind das "Kalkflachmoor bei Vasbeck" nahe der Massenhäuser Höhe, der "Wald bei Volkhardinghausen und Freienhagen" sowie "Twiste mt Wilde, Watter und Aar".
Natura 2000 ist die offizielle Bezeichnung für ein kohärentes Netz von Schutzgebieten, das innerhalb der Europäischen Union nach den Maßgaben der Richtlinie 92/43/EWG (Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie, kurz FFH-Richtlinie) errichtet wurde. Sein Zweck ist der länder¨bergreifende Schutz gefährdeter wildlebender heimischer Pflanzen- und Tierarten und ihrer natürlichen Lebensräume. In das Schutzgebietsnetz werden auch die gemäß der Richtlinie 79/409/EWG (kurz Vogelschutzrichtlinie) ausgewiesenen Gebiete integriert.

Weitere Informationen zum FFH-Gebiet "Twiste mit Wilde, Watter und Aar" finden Sie unter Standarddatenbogenauszug auf der Internetseite des Umweltministeriums des Landes Hessen.
Details zum FFH-Gebiet "Kalkflachmoor bei Vasbeck", das zu großen Teilen dem NABU gehört, erhalten Sie unter Standarddatenbogenauszug auf der Internetseite des Umweltministeriums des Landes Hessen.
Informationen zum FFH-Gebiet "Wald bei Volkhardinghausen und Freienhagen" finden Sie unter Standarddatenbogenauszug auf der Internetseite des Landes Hessen.

Weitere Naturschutzgebiete im Landkreis Waldeck-Frankenberg finden Sie auf
NABU_Arolsen Naturschutzgebiete in Waldeck-Frankenberg

Weitere Informationen


Ungefähr 20 Prozent der hessischen Landesfläche sind FFH-Gebiete, Natur- bzw. Vogelschutzgebiete.
Diese Gebiete, zu denen auch NABU- Eigentumsflächen gezählt werden können, dienen als wichtigte Refugien, Wiederausbreitungszentren, Evolutionsräume (Prozessschutz) sowie Trittsteine (für bewegliche Populationen) und sind ein wichtiges Mittel des Naturschutzes.

In der Regel sind diese Gebiete durch öffentliches Recht geschützt und deren Schutzgüter Bestandteile der Natur oder Landschaft. Die Unterschutzstellung soll helfen, die besondere Funktion dieser Gebiete oder Landschaftsbestandteile, wie zum Beispiel die Lebensraumfunktion für gefährdete Tiere und Pflanzen, zu sichern. Es gibt mehrere Schutzgebietskategorien, die sich vor allem nach Schutzzweck, Rechtsgrundlage und zuständiger Verwaltungsebene unterscheiden.

Entsprechend ihrer unterschiedlichen Definition und Zielstellung können sich Objekte verschiedener Schutzgebietskategorien überlappen. Häufig kommt das z. B. bei Natura-2000-Gebieten und Naturschutzgebieten vor. Änderungen am Status eines Objektes berühren nicht automatisch den Status eines Objektes anderer Kategorie auf der gleichen Fläche, z. B. bleibt nach Löschung eines Naturschutzgebietes der Status seiner gesetzlich geschützten Biotope erhalten.

In Hessen befinden sich eine Vielzahl äußerst interesanter Schutzgebiete, seien es nun im Norden des Bundeslandes Kellerwald und die Ederauen, in Mittelhessen die Lahnaue oder aber im Süden der Landesfläche die Kühkopf-Knoblochsaue, die es allesamt langfristig für den Natur- und Umweltschutz zu sichern gilt.

Interessante Links:
NABU_Arolsen Natura 2000 auf den NABU Hessen-Seiten
NABU_Arolsen Übersicht der Natura 2000-Flächen in Hessen

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